
Hotelsterne sind kein Qualitätsurteil, sondern eine reine Ausstattungsliste – die „Hardware“ eines Betriebs.
- Sterne-Systeme sind national und oft nicht vergleichbar, was zu falschen Erwartungen führt.
- Die eigentliche Servicequalität, die „Software“ wie Atmosphäre und Personal, wird von Sternen nicht erfasst.
Empfehlung: Ignorieren Sie die reine Sternezahl und nutzen Sie stattdessen gezielte Fragen und alternative Gütesiegel, um die tatsächliche Erlebnisqualität eines Hotels vor der Buchung zu überprüfen.
Sie kennen das Gefühl: Man bucht ein hochgelobtes 4-Sterne-Hotel und freut sich auf erstklassigen Service, nur um dann von unpersönlichem Personal und einer sterilen Atmosphäre enttäuscht zu werden. Der Grund für diese Diskrepanz ist ein weitverbreitetes Missverständnis darüber, was Hotelsterne wirklich aussagen. Viele Reisende glauben, sie seien ein universeller Maßstab für Qualität, doch die Realität ist komplexer. Tatsächlich orientieren sich laut einer Erhebung des DEHOGA 41% der Privatreisenden bei der Hotelauswahl an der offiziellen Sterneklassifizierung, was die Bedeutung einer korrekten Interpretation unterstreicht.
Die landläufige Meinung ist, dass mehr Sterne automatisch ein besseres Erlebnis garantieren. Doch was, wenn die wahre Qualität eines Hotels nicht in der Anzahl seiner Sterne, sondern in der Trennung von „Hardware“ und „Software“ liegt? Die Sterne bewerten primär die greifbare Ausstattung – die Größe der Zimmer, das Vorhandensein eines Lifts oder die Öffnungszeiten der Rezeption. Das, was einen Aufenthalt jedoch unvergesslich macht – die Freundlichkeit des Personals, die individuelle Betreuung und die besondere Atmosphäre – bleibt bei dieser Bewertung außen vor. Dieses unsichtbare Betriebssystem, die „Software“, ist der entscheidende Faktor, den es zu entschlüsseln gilt.
Dieser Artikel gibt Ihnen den Generalschlüssel an die Hand, um den Code der Hotelsterne zu knacken. Sie lernen, die irreführenden Versprechen von echten Qualitätsmerkmalen zu unterscheiden, die nationalen Unterschiede zu verstehen und mit gezielten Fragen die wahre Servicekultur eines Hotels aufzudecken. So wird Ihre nächste Buchung nicht mehr zum Glücksspiel, sondern zu einer bewussten Entscheidung für garantierte Qualität.
Um Ihnen eine klare Struktur für die Entschlüsselung der Hotelqualität zu geben, folgt dieser Artikel einem logischen Aufbau. Der nachstehende Sommaire gibt Ihnen einen Überblick über die Themen, die wir behandeln werden, um Sie zu einem souveränen Hotel-Bewerter zu machen.
Sommaire : Ihr Wegweiser zur wahren Hotelqualität
- Warum ein 3-Sterne-Hotel in Italien anders ist als in Deutschland: Die Kriteriensysteme?
- Wie Sie mit 7 Fragen die tatsächliche Qualität jenseits der Sterne ermitteln?
- Welches bietet mehr Qualität: Unkategorisierte Individualität oder zertifizierte Standardisierung?
- Der Fehler zu glauben, dass mehr Sterne automatisch bessere Erfahrung bedeuten
- Wann reichen 2 Sterne und wann sind 4 Sterne notwendig?
- Öko-Pension mit Kompostklo oder 3-Sterne-Hotel mit Greenwashing: Wie unterscheiden Sie echt von fake?
- PDO, PGI oder „Aus der Region“: Welches Siegel garantiert wirklich lokale Herkunft?
- Wie Sie überprüfen, ob eine regionale Spezialität wirklich lokal produziert oder nur etikettiert wurde?
Warum ein 3-Sterne-Hotel in Italien anders ist als in Deutschland: Die Kriteriensysteme?
Die Annahme, dass drei Sterne in jedem Land das Gleiche bedeuten, ist einer der größten Irrtümer bei der Hotelbuchung. Der Kern des Problems liegt darin, dass es kein weltweit einheitliches Klassifizierungssystem gibt. Stattdessen existiert ein Flickenteppich aus nationalen und sogar regionalen Regelungen. Während sich in Deutschland das System der Hotelstars Union etabliert hat, das auf Freiwilligkeit basiert und einen Katalog von 239 Kriterien umfasst, ist die Lage in anderen Urlaubsländern völlig anders. Ein extremes Beispiel ist Italien, wo die Hotelklassifizierung zwar gesetzlich verpflichtend ist, aber es laut einer Analyse der italienischen Hotelklassifizierung 21 verschiedene regionale Systeme gibt.
Diese Zersplitterung führt zu massiven Unterschieden in der Bewertung. Während in Italien der Fokus traditionell stark auf Sauberkeit liegt, gewichtet man in Frankreich die Qualität der Räumlichkeiten höher und in Großbritannien die Servicequalität. Die Hotelstars Union, ein Zusammenschluss von Hotelverbänden aus 21 Mitgliedsländern mit über 22.000 klassifizierten Hotels, versucht zwar, diese Systeme zu harmonisieren, doch wichtige Reiseländer wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien sind keine Mitglieder. Dies erklärt, warum ein deutsches 3-Sterne-Hotel oft einen höheren Ausstattungsstandard bietet als ein vergleichbares Hotel in Südeuropa.
Die folgende Tabelle verdeutlicht, wie unterschiedlich die Schwerpunkte in der Bewertung gesetzt werden, was die Vergleichbarkeit zusätzlich erschwert.
| Land | Hauptfokus | Besonderheit |
|---|---|---|
| Deutschland | Umfassende 239 Kriterien | Freiwillige Klassifizierung, hohe Standards |
| Italien | Sauberkeit | Pflichtklassifizierung, 21 regionale Systeme |
| Frankreich | Räumlichkeiten | ‚Palace‘ als inoffizielle Luxuskategorie |
| Großbritannien | Servicequalität | Fokus auf Personalverhalten |
Wie Sie mit 7 Fragen die tatsächliche Qualität jenseits der Sterne ermitteln?
Da die Sterne allein nur die „Hardware“ bewerten, benötigen Sie ein Werkzeug, um die entscheidende „Software“ – also den Service und die Atmosphäre – zu durchleuchten. Juristen des ADAC bringen es auf den Punkt und raten Reisenden, sich nicht zu sehr auf Sterne zu verlassen. Stattdessen sollte man die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen.
Wer sich vor Enttäuschungen schützen will, sollte nicht zu sehr auf die Sterne achten, sondern eher auf die eigenen Bedürfnisse. Auf welche Ausstattung es einem besonders ankommt, ist durch die Buchung vertraglich vereinbart.
– ADAC Juristinnen, ADAC Reiseratgeber
Um diese Bedürfnisse abzugleichen und die wahre Qualität zu ermitteln, dient ein kleines Qualitäts-Audit in Form von sieben kritischen Fragen. Diese können Sie entweder direkt dem Hotel stellen oder durch eine gezielte Analyse von Bewertungen und der Hotel-Website beantworten. Sie sind Ihr persönlicher Qualitäts-Decoder:
- Sind die beworbenen Sterne offiziell zertifiziert oder selbst vergeben? Diese Frage entlarvt reines Marketing. Offizielle Zertifikate (z.B. von der Hotelstars Union) bürgen für eine geprüfte Basis-Ausstattung.
- Wann wurden die Zimmer und Badezimmer zuletzt renoviert? Dies deckt oberflächliche Modernisierungen auf und gibt einen Hinweis auf den tatsächlichen Zustand der „Hardware“.
- Welche konkreten Ausstattungsmerkmale sind vertraglich zugesichert? Nur was im Buchungsvertrag steht (z.B. „Zimmer mit Meerblick“), ist auch rechtlich einklagbar.
- Wie hoch ist der Anteil an ausgebildetem Fachpersonal? Dies ist ein starker Indikator für echten Service-Luxus und unterscheidet Betriebe mit Aushilfskräften von denen mit professioneller Gastlichkeit.
- Gibt es einen 24-Stunden-Service oder nur eingeschränkte Rezeptionszeiten? Diese Frage testet die Flexibilität und Serviceorientierung des Hotels, besonders in den höheren Kategorien.
- Welche wiederkehrenden Probleme werden in aktuellen, detaillierten Bewertungen genannt? Achten Sie auf Muster bei Beschwerden über Lärm, Sauberkeit oder Serviceprobleme.
- Sind Sie ein unabhängiges Hotel oder Teil einer Kette? Dies gibt Aufschluss über die Flexibilität bei Sonderwünschen. Unabhängige Hotels können oft individueller auf Gästewünsche eingehen.
Welches bietet mehr Qualität: Unkategorisierte Individualität oder zertifizierte Standardisierung?
Ein weit verbreiteter Trugschluss ist, dass Hotels ohne offizielle Sterne-Klassifizierung automatisch von geringerer Qualität sind. Oft ist das Gegenteil der Fall. Während Sterne eine zertifizierte Standardisierung garantieren, setzen viele der besten Hotels auf kuratierte Individualität. Diese Betriebe verzichten bewusst auf eine Klassifizierung, weil ihr einzigartiger Charakter, ihr Design oder ihr persönlicher Service nicht in einen starren Kriterienkatalog passen.

Wie die Gegenüberstellung zeigt, kann der standardisierte Komfort eines Kettenhotels verlässlich sein, doch die besondere Atmosphäre und der persönliche Service eines individuellen Boutique-Hotels schaffen oft ein weitaus hochwertigeres Erlebnis. Für Reisende, die mehr als nur eine Übernachtungsmöglichkeit suchen, können alternative Gütesiegel daher verlässlicher sein. Mitgliedschaften in renommierten, kuratierten Kollektionen wie ‘Small Luxury Hotels of the World’, ‘Design Hotels’ oder ‘Relais & Châteaux’ fungieren als verlässliche Qualitätssignale. Diese Vereinigungen legen den Fokus auf einzigartige Charakteristika, herausragenden persönlichen Service und ein stimmiges Gesamtkonzept – Aspekte, die in keinem Sterne-Katalog erfasst werden.
Die Wahl zwischen einem klassifizierten Kettenhotel und einem unkategorisierten Boutique-Hotel ist also keine Frage von gut oder schlecht, sondern eine strategische Entscheidung. Suchen Sie verlässliche, standardisierte „Hardware“ für eine Geschäftsreise? Dann ist ein klassifiziertes Hotel eine sichere Wahl. Suchen Sie jedoch ein unvergessliches Erlebnis mit exzellenter „Software“ für Ihren Urlaub? Dann sind die unkategorisierten Juwelen in kuratierten Kollektionen oft die bessere Wahl.
Der Fehler zu glauben, dass mehr Sterne automatisch bessere Erfahrung bedeuten
Der fundamentale Denkfehler vieler Reisender ist die Gleichung: Mehr Sterne = besseres Erlebnis. Doch wie wir gesehen haben, bewerten Sterne primär die „Hardware“ (Ausstattung, Zimmergröße), nicht die „Software“ (Atmosphäre, Servicequalität). Ein 5-Sterne-Hotel kann alle Kriterien für Luxusausstattung erfüllen, aber durch kühles, unpersönliches Personal ein enttäuschendes Erlebnis bieten. Umgekehrt kann ein liebevoll geführtes 3-Sterne-Familienhotel mit herausragender Gastfreundschaft und Charme einen weitaus positiveren Eindruck hinterlassen.
Die offizielle Statistik der DEHOGA untermauert diesen Punkt: Von den rund 6.700 klassifizierten Hotels in Deutschland hatten im Januar 2024 die meisten, nämlich fast 3.900, drei Sterne. Demgegenüber gab es nur etwa 60 Hotels mit einem Stern. Laut der DEHOGA-Statistik von Januar 2024 ist die 3-Sterne-Kategorie der mit Abstand am weitesten verbreitete Standard in Deutschland. Sie repräsentiert eine komfortable und qualitativ hochwertige Basis und ist keineswegs als „mittelmäßig“ abzutun. Viele dieser Hotels übertreffen in ihrer Service-„Software“ so manches Haus der höheren Kategorien.
Es geht also nicht darum, blind nach der höchsten Sternezahl zu jagen. Es geht darum, das Hotel zu finden, dessen Gesamtpaket – Hardware und Software – am besten zu den eigenen Bedürfnissen und dem Anlass der Reise passt. Ein höherer Preis und mehr Sterne sind keine Garantie für eine höhere Zufriedenheit. Manchmal ist die authentische Herzlichkeit eines kleineren Hauses mehr wert als der polierte Marmor eines Luxuspalastes.
Wann reichen 2 Sterne und wann sind 4 Sterne notwendig?
Die Entscheidung für eine Sternekategorie sollte nicht von einem abstrakten Qualitätsanspruch, sondern vom konkreten Reisezweck abhängen. Fragen Sie sich: Was erwarte ich von meinem Hotelaufenthalt? Dient das Hotel nur als saubere und sichere Basis zum Schlafen, oder ist es ein zentraler Bestandteil meines Reiseerlebnisses? Für einen Städtetrip, bei dem Sie den ganzen Tag unterwegs sind und nur einen komfortablen Schlafplatz benötigen, kann ein 2-Sterne-Hotel absolut ausreichend sein. Es bietet neben der Basisausstattung bereits ein Frühstücksbuffet, Leselicht am Bett und Handtücher.
Planen Sie hingegen einen entspannten Wellness-Urlaub oder eine romantische Auszeit, bei der Sie viel Zeit im Hotel verbringen, sind 4 Sterne oft die notwendige Wahl. Hier dürfen Sie eine größere Lobby mit Sitzgelegenheiten, einen Sessel oder eine Couch im Zimmer, eine Minibar und einen 24-Stunden-Zimmerservice erwarten. Diese zusätzliche „Hardware“ trägt direkt zum Komfort und zum Erlebnis bei. Die folgende Tabelle zeigt die wesentlichen Unterschiede in der Mindestausstattung und hilft bei der bedarfsgerechten Entscheidung.
| Sterne | Rezeption | Zimmer | Service |
|---|---|---|---|
| 1 Stern | Erreichbar | Bett, Tisch, Stuhl, TV | Tägliche Reinigung |
| 2 Sterne | Zweisprachig | Leselicht, mehr Stauraum | Frühstücksbuffet |
| 3 Sterne | 24h erreichbar | Kofferablage, Telefon, Föhn | Gepäcktransport, Wäsche |
| 4 Sterne | Größere Lobby | Sessel, Minibar | 24h-Roomservice |
| 5 Sterne | Concierge | Suite-Option, Safe | Shuttle, persönliche Betreuung |

Die visuelle Evolution von einem zweckmäßigen 2-Sterne-Zimmer zu einer luxuriösen 5-Sterne-Suite verdeutlicht, dass die Wahl der Kategorie eine Abwägung zwischen Budget und gewünschtem Komfortlevel ist. Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Kategorie – nur die passende für Ihren individuellen Anlass.
Öko-Pension mit Kompostklo oder 3-Sterne-Hotel mit Greenwashing: Wie unterscheiden Sie echt von fake?
Nachhaltigkeit ist zu einem wichtigen Kriterium bei der Hotelauswahl geworden, doch damit auch zu einem Einfallstor für Marketing-Bluffs. Der Begriff „Greenwashing“ beschreibt die Praxis, sich durch vage Aussagen und symbolische Maßnahmen ein umweltfreundliches Image zu geben, ohne tiefgreifende Veränderungen umzusetzen. Ein Handtuch weniger zu waschen ist gut, aber es macht ein Hotel nicht nachhaltig. Die Hotelstars Union hat diesen Trend erkannt: Gemäß dem neuen Kriterienkatalog der Hotelstars Union, der ab 2025 gilt, wird der Fokus stärker auf echte Nachhaltigkeitsmaßnahmen gelegt.
Doch wie können Sie als Gast schon heute echten, tiefgreifenden Umweltschutz von oberflächlichem Etikettenschwindel unterscheiden? Eine authentische Öko-Pension mit Komposttoilette und regionalen Bio-Produkten ist oft ehrlicher als ein 3-Sterne-Haus, das mit „grünen“ Slogans wirbt, aber seine Energie aus fossilen Brennstoffen bezieht. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, müssen Sie auch hier gezielte Fragen stellen, die über Marketing-Floskeln hinausgehen:
- Welche extern geprüften Nachhaltigkeitszertifikate besitzen Sie? Achten Sie auf anerkannte Siegel wie Green Globe, EU Ecolabel oder TourCert. Diese garantieren die Einhaltung strenger, von Dritten überprüfter Standards.
- Woher beziehen Sie den Großteil Ihrer Lebensmittel für das Frühstück? Eine ehrliche Antwort sollte konkrete Namen von lokalen Bauernhöfen oder Lieferanten nennen, nicht nur „aus der Region“.
- Welche konkrete Maßnahme zur Reduzierung des Wasser- oder Energieverbrauchs haben Sie im letzten Jahr umgesetzt? Echte Nachhaltigkeit zeigt sich in messbaren Handlungen (z.B. Installation von wassersparenden Duschköpfen, Umstieg auf LED), nicht in Absichtserklärungen.
- Womit wird Ihr Gebäude geheizt und Ihr Wasser erwärmt? Diese Frage zielt auf die größten Energieverbraucher ab und entlarvt schnell, ob erneuerbare Energien (Solarthermie, Pellets) eine Rolle spielen.
- Haben Sie einen aktuellen Nachhaltigkeitsbericht mit messbaren Kennzahlen (KPIs)? Transparente Betriebe scheuen sich nicht, ihre Verbräuche und Fortschritte offenzulegen.
PDO, PGI oder „Aus der Region“: Welches Siegel garantiert wirklich lokale Herkunft?
Ähnlich wie bei der Nachhaltigkeit wird auch bei kulinarischen Angeboten oft mit vagen Begriffen geworben. Ein Frühstücksbuffet mit „regionalen Spezialitäten“ oder „hausgemachter Marmelade“ klingt verlockend, doch diese Begriffe sind rechtlich nicht geschützt und können reines Marketing sein. „Regional“ kann bedeuten, dass das Produkt aus dem Nachbarort kommt – oder aus einem 300 Kilometer entfernten Großbetrieb. „Hausgemacht“ kann heißen, dass ein industriell gefertigter Teig nur im Hotel aufgebacken wurde.
Um als kritischer Bucher echte, garantierte lokale Herkunft zu erkennen, müssen Sie die Sprache der offiziellen Gütesiegel verstehen. Nur diese bieten eine verlässliche, extern kontrollierte Garantie. Die wichtigsten EU-Siegel sind:
- g.U. (geschützte Ursprungsbezeichnung) / PDO (Protected Designation of Origin): Dies ist das strengste Siegel. Es garantiert, dass alle Produktionsschritte – von der Erzeugung des Rohstoffs bis zur Verarbeitung – in einer bestimmten, definierten geografischen Region stattgefunden haben. Beispiele sind Allgäuer Bergkäse oder Parmaschinken.
- g.g.A. (geschützte geografische Angabe) / PGI (Protected Geographical Indication): Dieses Siegel ist etwas flexibler. Es verlangt, dass mindestens einer der Produktionsschritte (Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung) in der Herkunftsregion stattfindet. Die Rohstoffe dürfen auch von außerhalb stammen. Ein bekanntes Beispiel ist der Schwarzwälder Schinken.
Wenn ein Hotel also mit „Thüringer Rostbratwurst g.g.A.“ wirbt, können Sie sicher sein, ein authentisches, geschütztes Produkt zu erhalten. Steht auf der Karte hingegen nur „Bratwurst nach Thüringer Art“, handelt es sich um eine reine Rezeptbeschreibung ohne Herkunftsgarantie. Der Unterschied ist entscheidend für die Authentizität des Erlebnisses.
Das Wichtigste in Kürze
- Hotelsterne bewerten die Ausstattung (die „Hardware“), nicht das Service-Erlebnis (die „Software“).
- Klassifizierungen sind national und nicht international vergleichbar; eine hohe Sternezahl im Ausland ist keine Garantie für deutschen Standard.
- Echte Regionalität und Nachhaltigkeit werden durch offizielle Siegel (z.B. g.U., EU Ecolabel) und nicht durch ungeschützte Marketingbegriffe belegt.
Wie Sie überprüfen, ob eine regionale Spezialität wirklich lokal produziert oder nur etikettiert wurde?
Nachdem Sie nun den Unterschied zwischen wertvollen EU-Siegeln und leeren Marketing-Phrasen kennen, stellt sich die Frage: Wie können Sie vor Ort im Hotel überprüfen, ob das Versprechen von Regionalität echt ist? Oft werben Hotels mit Produkten, die keine offiziellen Siegel tragen, aber dennoch authentisch lokal sein können. Hier hilft nur der direkte Test, den man als „Lieferanten-Stolz-Test“ bezeichnen könnte. Ein Hotelier, der wirklich stolz auf seine lokalen Partner ist, wird deren Namen und Geschichten gerne teilen.
Wenn Sie also auf vage Aussagen wie „Käse aus der Region“ stoßen, werden Sie zum Detektiv. Ein paar gezielte Nachforschungen am Frühstücksbuffet oder ein Gespräch an der Rezeption können schnell Klarheit schaffen. Die folgende Checkliste gibt Ihnen einen konkreten Plan an die Hand, um die Echtheit regionaler Produkte zu verifizieren und Etikettenschwindel aufzudecken.
Ihr Aktionsplan zur Prüfung regionaler Versprechen
- Direkt nachfragen: Fragen Sie das Personal direkt nach dem Namen des lokalen Produzenten oder Hofes für ein bestimmtes Produkt (z.B. „Von welcher Käserei stammt denn dieser Bergkäse?“). Eine zögerliche oder ausweichende Antwort ist ein Warnsignal.
- Produzenten googeln: Überprüfen Sie den genannten Namen schnell auf Google Maps. Existiert der Hof oder die Metzgerei wirklich in der Nähe? Dies entlarvt erfundene Namen.
- Verpackungen prüfen: Schauen Sie sich die Verpackungen am Buffet genau an (z.B. von Joghurt, Milch, Marmelade). Wo ist der Firmensitz des Herstellers? Oft verrät das Kleingedruckte, dass das Produkt von einem nationalen Großkonzern stammt.
- Zwischen „produziert in“ und „verarbeitet in“ unterscheiden: Achten Sie auf die feinen Unterschiede. „Verarbeitet in“ bedeutet oft nur, dass ein industrielles Vorprodukt vor Ort endbearbeitet wurde.
- Nach Rückverfolgbarkeit suchen: Moderne, transparente Produzenten nutzen oft QR-Codes auf Verpackungen, die direkt zur Geschichte des Produkts und des Hofes führen.
Mit diesem Wissen sind Sie nun bestens gerüstet. Sie können die Fassade der Hotelsterne durchdringen, die wahre Qualität der „Software“ bewerten und Etikettenschwindel bei Nachhaltigkeit und Regionalität entlarven. Nutzen Sie diese Werkzeuge bei Ihrer nächsten Buchung, um Enttäuschungen zu vermeiden und gezielt die Hotels zu finden, die wirklich zu Ihren Ansprüchen passen.
Fragen und Antworten rund um die Hotel-Klassifizierung
Bedeuten mehr Sterne automatisch ein besseres Erlebnis?
Nein, Sterne bewerten primär die ‚Hardware‘ wie Ausstattung und Zimmergröße. Die ‚Software‘ wie Atmosphäre und persönlicher Service kann in einem 3-Sterne-Haus besser sein als in einem 5-Sterne-Hotel.
Was bedeutet der Zusatz „Superior“ bei Hotelsternen?
Der Zusatz „Superior“ (z.B. 4 Sterne Superior) wird an Hotels vergeben, die die erforderliche Punktzahl für ihre Kategorie deutlich überschreiten, aber die Kriterien für die nächsthöhere Kategorie noch nicht ganz erfüllen. Es ist ein Signal für eine überdurchschnittliche Qualität innerhalb der jeweiligen Sternestufe.
Warum verwenden manche Anbieter Sonnen statt Sterne?
Seit 2018 dürfen Reiseveranstalter in Katalogen und online nur dann von Sternen sprechen, wenn die exakte, offizielle Einstufung nach der jeweiligen Landeskategorie bekannt ist und angegeben wird. Ist dies nicht der Fall, weichen sie auf alternative Symbole wie Sonnen aus, um eine eigene, unverbindliche Bewertung abzugeben.
Gibt es Hotels mit mehr als 5 Sternen?
Offiziell existieren in Europa und den meisten Teilen der Welt maximal 5 Sterne (ggf. mit dem Zusatz Superior). Vereinzelte Hotels, die mit 6 oder 7 Sternen werben (z.B. in Dubai), tun dies als reines Marketing-Instrument. Diese Kategorien haben keine offizielle Anerkennung durch anerkannte Klassifizierungssysteme.