
Wahre Sicherheit auf dem Wasser entsteht nicht durch das Vermeiden von Risiken, sondern durch das Erlernen der Kompetenz, diese souverän zu beherrschen.
- Die größten Gefahren sind unsichtbar: Kognitive Fallen wie Selbstüberschätzung und physikalische Phänomene wie Kälteschock sind oft tödlicher als offensichtliche Risiken.
- Lebensrettende Fähigkeiten, wie Bergungstechniken und die richtige Notfallreaktion, sind keine angeborene Begabung, sondern können in kurzen, praxisnahen Kursen erlernt werden.
Empfehlung: Investieren Sie vor Ihrer nächsten Wassersport-Saison in einen anerkannten Erste-Hilfe- oder Rettungsschwimm-Einführungskurs. Diese Kompetenz ist die beste Lebensversicherung.
Die Freude am Wassersport – sei es das ruhige Gleiten auf einem Stand-Up-Paddleboard, eine ausgedehnte Kanutour oder das Leben auf einem Hausboot – ist für viele der Inbegriff von Freiheit und Erholung. Doch diese Freiheit birgt eine oft ignorierte Verantwortung. Viele Enthusiasten verlassen sich auf ein trügerisches Sicherheitsgefühl, das auf der simplen Annahme beruht: „Mir wird schon nichts passieren.“ Sie packen Schwimmwesten ein, prüfen den Wetterbericht und glauben, damit sei alles Notwendige getan. Doch was, wenn ein Crewmitglied über Bord geht, ein Kind im See in Panik gerät oder die eigene Kraft plötzlich nachlässt?
Die harte Realität ist, dass die meisten Freizeitkapitäne und Paddler für einen echten Notfall völlig unvorbereitet sind. Sie kennen weder die grundlegenden Rettungsgriffe, noch verstehen sie die psychologischen Fallstricke, die selbst geübte Schwimmer in Lebensgefahr bringen. Die entscheidende Frage ist daher nicht, ob Sie eine Schwimmweste besitzen, sondern ob Sie die Kompetenz haben, im entscheidenden Moment richtig zu handeln. Es geht nicht um Mut, sondern um antrainiertes Wissen und die Fähigkeit, die Mechanismen hinter den Gefahren zu verstehen.
Dieser Leitfaden bricht mit den üblichen oberflächlichen Sicherheitstipps. Stattdessen vermittelt er Ihnen das Denken eines Wasserretters. Wir analysieren, warum die größten Risiken oft unterschätzt werden, welche konkreten Fähigkeiten Sie in kürzester Zeit erlernen können und wie Sie Gefahrensituationen von vornherein vermeiden, indem Sie Gewässer, Wetter und Ausrüstung richtig einschätzen. Ziel ist es, Sie vom passiven Genießer zum aktiven Sicherheitsgaranten zu machen – für sich selbst und für andere.
Dieser Artikel führt Sie systematisch durch die entscheidenden Aspekte der Wasserrettung. Er deckt die psychologischen Risiken auf, zeigt Ihnen konkrete Lerninhalte auf und gibt Ihnen praxisnahe Werkzeuge an die Hand, um Gewässer und Aktivitäten sicher zu wählen.
Sommaire: Ihr Weg zur umfassenden Sicherheitskompetenz auf dem Wasser
- Warum jährlich mehr Menschen beim Schwimmen als beim Wandern sterben: Die unterschätzten Risiken?
- Wie Sie in einem 4-stündigen Kurs lebensrettende Griffe und Bergungstechniken erlernen?
- Welche Gewässertypen erfordern welches Sicherheitsniveau und Equipment?
- Der tödliche Fehler, Binnenseen als harmlos einzuschätzen
- Wann ist Wassertemperatur sicher genug, um Unterkühlung zu vermeiden?
- Die 3 Navigationsfehler, die 60% der Erstbesucher auf der Mecklenburgischen Seenplatte machen
- Die 5 Ausrüstungsteile, die 80% der Trekker vergessen und im Notfall fehlen
- Mecklenburgische Seenplatte: Welche Wassersportaktivität für Ihr Niveau wählen?
Warum jährlich mehr Menschen beim Schwimmen als beim Wandern sterben: Die unterschätzten Risiken?
Die Wahrnehmung von Gefahr ist oft verzerrt. Während Bergwanderungen mit Respekt und sorgfältiger Planung angegangen werden, wird ein Tag am See als ungefährlich abgetan. Die Statistik zeichnet jedoch ein anderes Bild: Laut DLRG-Angaben kam es zu 411 tödlichen Badeunfällen in Deutschland allein im Jahr 2024. Der Grund liegt weniger in objektiven Gefahren als vielmehr in systematischen Fehleinschätzungen, den sogenannten kognitiven Fallen. Eine Hauptursache ist die dramatisch gesunkene Schwimmfähigkeit: Seit 2017 hat sich die Zahl der Nichtschwimmer unter Grundschulkindern verdoppelt, was eine ganze Generation ohne grundlegendes Risikobewusstsein im Wasser heranwachsen lässt.
Diese Fehleinschätzungen folgen oft drei Mustern:
- Falsche Selbsteinschätzung: Viele überschätzen ihre eigenen Kräfte und Schwimmfähigkeiten dramatisch. Die ruhige Bahn im Schwimmbad ist nicht vergleichbar mit dem Schwimmen gegen eine leichte Strömung oder in kaltem Wasser. Im Notfall führt diese Überschätzung zu schneller Erschöpfung.
- Ignorieren der Umgebung: Strömungen, Wassertemperatur, plötzlich aufziehender Wind oder die Entfernung zum Ufer werden falsch bewertet oder gänzlich ignoriert. Ein scheinbar ruhiger Fluss kann tückische Unterströmungen haben, ein klarer See gefährliche Kaltwasserschichten.
- Unterschätzung der Panikreaktion: Die Reaktion einer ertrinkenden Person wird falsch eingeschätzt. Statt rational zu handeln, verfallen Menschen in Panik, klammern sich an alles Greifbare und können so selbst geübte Retter in Lebensgefahr bringen. Der Gedanke „Ich würde einfach ruhig bleiben“ ist eine der gefährlichsten kognitiven Fallen.
Das Verständnis dieser psychologischen Faktoren ist der erste Schritt zur wahren Sicherheit. Es geht nicht darum, Angst zu schüren, sondern darum, ein realistisches Risikobewusstsein zu entwickeln. Nur wer die unsichtbaren Gefahren kennt, kann ihnen aktiv begegnen.
Wie Sie in einem 4-stündigen Kurs lebensrettende Griffe und Bergungstechniken erlernen?
Theoretisches Wissen allein rettet keine Leben. Wahre Kompetenz entsteht durch praktisches Üben. Während der Titel dieses Abschnitts einen 4-Stunden-Kurs erwähnt, ist dies als niedrigschwelliger Einstieg zu verstehen. Ein offizielles Rettungsschwimmabzeichen (z. B. Bronze oder Silber bei der DLRG) erfordert eine Ausbildung von mindestens 16 Lerneinheiten à 45 Minuten. Doch schon ein kompakter Erste-Hilfe-Kurs am Wasser kann Ihnen die entscheidenden Grundlagen vermitteln, um im Notfall nicht hilflos zu sein. Im Zentrum steht dabei immer der Grundsatz: Eigenschutz vor Fremdrettung.
Ein solcher Kurs konzentriert sich auf die wesentlichen Elemente der Rettungskette:
- Alarmieren: Ein präziser Notruf (Wo? Was? Wie viele? Welche Verletzungen? Warten auf Rückfragen!) ist der erste und wichtigste Schritt.
- Absichern und Retten vom Ufer aus: Springen Sie niemals unüberlegt hinterher. Der erste Impuls sollte sein, der Person einen Rettungsgegenstand zuzuwerfen (Wurfsack, Rettungsring, Gurtretter oder improvisiert ein Paddel).
- Praktische Rettungstechniken: Hier üben Sie unter Anleitung, wie man eine erschöpfte, aber kooperative Person sicher ans Ufer bringt. Ein zentraler Griff ist der Achselschleppgriff, bei dem der Retter die Person von hinten unter den Achseln greift und auf dem Rücken schleppend schwimmt.
- Umgang mit Panik: Sie lernen Befreiungsgriffe, um sich aus einer panischen Umklammerung zu lösen, und Techniken, um eine Person in Panik zu beruhigen und zu sichern.
- Strukturierte Übergabe: Nach der Rettung aus dem Wasser ist die Arbeit nicht getan. Das Training umfasst die stabile Seitenlage und die korrekte Übergabe an den eintreffenden Rettungsdienst.
Dieser Griff ermöglicht es, den Kopf der geretteten Person über Wasser zu halten, während der Retter selbst freie Arm- und Beinbewegungen zur Fortbewegung hat. Das Üben im kontrollierten Umfeld nimmt die Angst und automatisiert die Handgriffe.

Wie das Bild zeigt, ist die präzise Positionierung der Hände entscheidend für eine stabile und sichere Rettung. Ein solcher Kurs verwandelt die passive Angst vor dem Notfall in aktive Handlungskompetenz. Es ist eine Investition von wenigen Stunden, die im Ernstfall den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten kann.
Welche Gewässertypen erfordern welches Sicherheitsniveau und Equipment?
Die Annahme, Wasser sei gleich Wasser, ist ein fataler Irrtum. Jeder Gewässertyp hat seine eigenen, spezifischen Gefahren, die ein unterschiedliches Maß an Vorbereitung, Erfahrung und Ausrüstung erfordern. Die Kompetenz, diese Unterschiede zu erkennen und das eigene Verhalten anzupassen, ist ein Eckpfeiler der Prävention.
Man kann grob drei Kategorien unterscheiden:
- Binnenseen und stehende Gewässer: Auf den ersten Blick die sicherste Option. Die Gefahren hier sind oft unsichtbar: plötzliche Kälteeinbrüche durch Temperaturschichten (Thermokline), große Entfernungen zum Ufer, die leicht unterschätzt werden, und schnell wechselndes Wetter auf großen Wasserflächen (z. B. Müritz). Das Basisequipment umfasst hier eine Rettungsweste und ein Kommunikationsmittel (Handy in wasserdichter Hülle).
- Flüsse und Fließgewässer: Die größte Gefahr ist die Strömung. Ihre Kraft wird fast immer unterschätzt. Wehre, Brückenpfeiler und Biegungen erzeugen gefährliche Kehrwasser, Strudel und Wasserwalzen. Hier ist eine Schwimmweste mit hohem Auftrieb absolut obligatorisch. Ein Helm kann in steinigen oder schnell fließenden Abschnitten lebensrettend sein. Entscheidend ist die Fähigkeit, das Wasser „lesen“ zu können, um Gefahrenstellen frühzeitig zu erkennen.
- Küstengewässer und offenes Meer: Hier kommen zu den bereits genannten Faktoren noch Tidenhub (Ebbe und Flut), Wellengang und ablandiger Wind hinzu. Letzterer kann Paddler und kleine Boote unbemerkt aufs offene Meer treiben. Eine Seekajak- oder Segelausrüstung muss deutlich robuster sein und zusätzliche Sicherheitsausstattung wie Signalmittel (Leuchtraketen, Signalpfeife), einen Anker und Navigationsgeräte (GPS, Kompass) umfassen.
Die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg warnt in ihren Taktik-Hinweisen eindringlich vor der Kraft des Wassers, die selbst Profis an ihre Grenzen bringt:
Strudel und Wasserwalzen können bei starken Strömungen sogar Einsatzkräfte mit aufgeblasener Rettungsweste nach unten ziehen!
– Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg, Einsatztaktik für die Feuerwehr: Hinweise zur Wasserrettung
Diese Aussage verdeutlicht, dass Respekt vor dem Element und eine an den Gewässertyp angepasste Vorbereitung nicht verhandelbar sind. Ihre Ausrüstung und Ihr Wissen müssen der potenziellen Gefahr immer einen Schritt voraus sein.
Der tödliche Fehler, Binnenseen als harmlos einzuschätzen
Die idyllische Ruhe eines Badesees kann trügerisch sein. Statistisch gesehen ist das Risiko, hier zu ertrinken, höher als an bewachten Meeresküsten. Eine Ertrinkungsstatistik der DLRG zeigt, dass sich die meisten Ertrinkungsunfälle an öffentlichen Badegewässern im Binnenland ereignen. Der Grund ist eine Kombination aus fehlender Aufsicht und einer fatalen Fehleinschätzung der „unsichtbaren“ Gefahren, die in diesen Gewässern lauern.
Die größte dieser unsichtbaren Gefahren ist die sogenannte Thermokline oder Temperatursprungschicht. Während die Wasseroberfläche im Sommer angenehm warm sein kann, fällt die Temperatur in wenigen Metern Tiefe oft abrupt um 10 bis 15 °C. Ein Sprung in solch kaltes Wasser löst einen Kälteschock aus – eine unkontrollierbare, reflexartige Reaktion des Körpers. Dies führt zu einem plötzlichen, tiefen Luftholen, was unter Wasser sofort zum Ertrinken führen kann. Gleichzeitig verursacht der Schock eine massive Verengung der Blutgefäße, was den Blutdruck in die Höhe schnellen und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen kann – selbst bei jungen, gesunden Menschen.

Diese Sprungschicht ist von der Oberfläche aus nicht erkennbar und macht den Sprung ins vermeintlich warme Wasser zu einem russischen Roulette. Weitere Risiken von Binnenseen sind:
- Plötzliche Untiefen oder Hindernisse: Äste, alte Pfeiler oder Felsen unter der Wasseroberfläche können zu schweren Verletzungen führen.
- Distanzüberschätzung: Die Entfernung zur anderen Uferseite oder zu einer Boje wird ohne Referenzpunkte oft massiv unterschätzt. Der Rückweg wird dann zur tödlichen Falle.
- Pflanzenwachstum: Dichte Unterwasserpflanzen können Schwimmer umschlingen und Panik auslösen.
Die wichtigste Regel für Binnenseen lautet daher: Gehen Sie langsam ins Wasser, um den Körper an die Temperatur zu gewöhnen. Springen Sie niemals überhitzt oder in unbekannte, trübe Gewässer. Die scheinbare Harmlosigkeit ist die größte Gefahr.
Wann ist Wassertemperatur sicher genug, um Unterkühlung zu vermeiden?
Unterkühlung (Hypothermie) ist ein schleichender Killer, dessen Wirkung oft erst bemerkt wird, wenn es zu spät ist. Es geht nicht nur um eisiges Winterwasser; auch bei Wassertemperaturen unter 20 °C kann der Körper schneller auskühlen, als man denkt. Bereits unter 15 °C besteht die akute Gefahr eines Kälteschocks. Der entscheidende Faktor ist die Zeit. Die sogenannte 1-10-1-Regel ist eine lebenswichtige Faustformel für das Überleben in kaltem Wasser, die jeder Wassersportler kennen sollte.
Diese Regel, die von Kaltwasserexperten entwickelt wurde, beschreibt die drei kritischen Phasen nach dem unfreiwilligen Sturz ins Wasser:
- 1 Minute: Dies ist die Zeit, die Sie haben, um den initialen Kälteschock zu überwinden und Ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Der Körper reagiert mit Hyperventilation. Widerstehen Sie dem Drang, panisch zu schwimmen. Konzentrieren Sie sich ausschließlich darauf, ruhig zu atmen und den Kopf über Wasser zu halten.
- 10 Minuten: Dies ist das Zeitfenster für sinnvolle, gezielte Bewegungen. Ihre Muskeln und Nerven funktionieren in dieser Phase noch. Nutzen Sie diese Zeit, um einen Notruf abzusetzen, sich an etwas festzuhalten oder einen Versuch zur Selbstrettung zu unternehmen. Nach diesen 10 Minuten verlieren Sie zunehmend die motorische Kontrolle.
- 1 Stunde: Dies ist die ungefähre Zeitspanne, die eine durchschnittliche Person in kaltem Wasser (ca. 10 °C) überlebt, bevor sie durch die fortschreitende Unterkühlung das Bewusstsein verliert. Auch wenn Sie eine Rettungsweste tragen und nicht ertrinken, ist die Hypothermie die eigentliche Todesursache.
Diese Regel macht deutlich, dass Zeit der entscheidende Faktor ist. Eine Rettungsweste ist unerlässlich, da sie Ihnen die kritische Stunde bis zur Bewusstlosigkeit verschafft, indem sie Sie ohne Kraftaufwand an der Oberfläche hält. Das Wissen um diese Phasen hilft, im Ernstfall nicht in Panik zu verfallen, sondern die verbleibende Zeit strategisch zu nutzen.
Die 3 Navigationsfehler, die 60% der Erstbesucher auf der Mecklenburgischen Seenplatte machen
Die Mecklenburgische Seenplatte ist ein Paradies für Wassersportler, aber ihre verzweigte Struktur aus Seen, Kanälen und Buchten wird für Neulinge schnell zum Labyrinth. Der Orientierungsverlust ist hier keine Seltenheit und kann schnell zu gefährlichen Situationen führen. Die häufigsten Fehler basieren auf dem Trugschluss, dass man sich „einfach an den Ufern orientieren“ kann. Systematische Navigation wird durch unzuverlässige Sichtnavigation ersetzt.
Die drei gravierendsten Fehler sind:
- Verwechseln von Sicht- und Peilnavigation: Viele verlassen sich auf markante Punkte am Ufer wie Bäume oder Häuser. In einer monotonen, bewaldeten Uferlandschaft sehen diese jedoch schnell alle gleich aus. Eine Bucht wird mit einer anderen verwechselt, und schon ist man vom Kurs abgekommen. Echte Navigation bedeutet, eine Papierkarte und einen Kompass zu nutzen, um die eigene Position durch Peilung von mindestens zwei bekannten Punkten (z. B. Kirchtürme, Sendemasten) zu bestimmen und den Kurs systematisch zu verfolgen.
- Ignorieren des Betonnungssystems: Die Binnenschifffahrtsstraßen sind durch ein System aus roten und grünen Tonnen markiert, die die Fahrrinne kennzeichnen. Rot markiert die linke, Grün die rechte Seite der Fahrrinne (von der Quelle zur Mündung gesehen). Viele Hobbykapitäne ignorieren diese Tonnen oder kennen ihre Bedeutung nicht. Sie fahren Abkürzungen durch vermeintlich tiefes Wasser und laufen in unmarkierten Flachwasserzonen auf Grund – oft weitab von Hilfe.
- Keinen Plan B haben: Was passiert, wenn der Handy-Akku leer ist oder das GPS ausfällt? Die meisten haben keine Alternative. Ein entscheidender Teil der Routenplanung ist, vorab alternative Anlegestellen, Schutzhäfen und „Exit-Punkte“ auf der Karte zu markieren. Ohne diese Planung kann ein aufziehendes Gewitter oder ein technisches Problem zu einer ernsten Notlage führen.
Kompetenz auf dem Wasser bedeutet hier, sich von der rein visuellen Orientierung zu lösen und die grundlegenden Werkzeuge und Regeln der Navigation zu beherrschen. Eine gute Seekarte ist wichtiger als die beste App, denn sie funktioniert immer.
Das Wichtigste in Kürze
- Kompetenz vor Ausrüstung: Ihre Fähigkeiten zur Rettung und Risikoeinschätzung sind wichtiger als jede Ausrüstung. Investieren Sie in Ausbildung.
- Unsichtbare Gefahren sind real: Kälteschock, Strömungen und psychologische Fehleinschätzungen sind die wahren Killer, nicht die offensichtlichen Risiken.
- Jedes Gewässer ist anders: Passen Sie Ihr Verhalten, Ihr Wissen und Ihre Ausrüstung immer an den spezifischen Gewässertyp (See, Fluss, Küste) an.
Die 5 Ausrüstungsteile, die 80% der Trekker vergessen und im Notfall fehlen
Eine gute Vorbereitung zeigt sich nicht in der Menge der Ausrüstung, sondern in der Auswahl der richtigen, oft unscheinbaren Gegenstände. Während jeder an Proviant und Sonnencreme denkt, sind es oft die kleinen, multifunktionalen Werkzeuge, die im Notfall den Unterschied ausmachen. Viele Wassersportler, insbesondere bei mehrtägigen Kanu- oder Kajaktouren, packen wie für eine Wanderung und vergessen die spezifischen Anforderungen des Wassers. Hier sind fünf oft vergessene, aber kritische Ausrüstungsteile.
Diese Gegenstände sollten in keinem wasserdichten Packsack fehlen, denn sie adressieren die wahrscheinlichsten Notfallszenarien: Orientierungsverlust, Materialschaden und Unterkühlung. Sie sind Ihr Plan B, wenn die Technik versagt und das Wetter umschlägt.
Ihr Notfallplan: 5 kritische Ausrüstungsteile, die Leben retten
- Signalmittel ohne Akku: Eine laute Signalpfeife und ein Signalspiegel sind leicht, unabhängig von Strom und weithin sichtbar bzw. hörbar. Das alpine Notsignal (6 Signale pro Minute, dann eine Minute Pause) ist ein international verständlicher Hilferuf.
- Unzerstörbares Feuermittel: Ein Feuerstahl funktioniert auch bei Nässe, im Gegensatz zu Feuerzeugen oder Streichhölzern. In Kombination mit in Wachs getränkten Wattepads, die in einem wasserdichten Beutel aufbewahrt werden, haben Sie eine garantierte Methode, ein wärmendes Feuer zu entfachen.
- Multifunktionales Reparatur-Kit: Eine kleine Rolle Panzertape (Gaffer-Tape), einige Kabelbinder und eine robuste Nadel mit reißfestem Faden können fast alles reparieren: ein Leck im Boot, einen gerissenen Riemen oder kaputte Kleidung.
- Wasseraufbereitungsmittel: Auch der klarste See kann unsichtbare Parasiten wie Giardien enthalten, die zu schweren Magen-Darm-Erkrankungen führen. Ein kleiner Wasserfilter oder Chlortabletten stellen sicher, dass Sie immer Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
- Biwaksack statt Rettungsdecke: Eine einfache Rettungsdecke schützt kaum vor Wind und reißt leicht. Ein Biwaksack ist ein geschlossener, wind- und wasserdichter Sack, der die Körperwärme wesentlich effektiver speichert und im Falle einer ungeplanten Übernachtung am Ufer vor lebensbedrohlicher Unterkühlung schützt.
Diese Ausrüstung ist kein Luxus, sondern eine grundlegende Sicherheitsinvestition. Sie wiegt wenig, kostet nicht viel und kann im entscheidenden Moment Ihre Überlebenschancen drastisch erhöhen.
Mecklenburgische Seenplatte: Welche Wassersportaktivität für Ihr Niveau wählen?
Die Wahl der richtigen Aktivität ist der erste und wichtigste Schritt zur Risikoprävention. Es geht nicht darum, welche Aktivität am meisten Spaß verspricht, sondern welche am besten zu Ihrem aktuellen Kompetenzniveau passt. Selbstüberschätzung bei der Wahl des „Fahrzeugs“ ist eine häufige Unfallursache. Einsteiger, die sich direkt auf eine mehrtägige Seekajak-Tour auf der Müritz begeben, setzen sich unnötigen Gefahren aus.
Die Auswahl der richtigen Aktivität ist der erste Schritt zur Sicherheit. Die DLRG stellt in ihren Sicherheitstipps für Wassersport eine nützliche Entscheidungshilfe bereit, die Risiko und erforderliche Erfahrung gegenüberstellt:
| Aktivität | Risikolevel | Benötigte Vorerfahrung | Exit-Strategie |
|---|---|---|---|
| Hausbootfahren | Gering | Keine/Einweisung | Viele Anlegemöglichkeiten |
| SUP-Touren | Mittel | Grundkenntnisse | Mittlere Ausstiegspunkte |
| Kanutouren | Mittel-Hoch | Paddelerfahrung | Viele Ausstiegspunkte an Kleinflüssen |
| Seekajakfahren | Hoch | Fortgeschritten | Begrenzte sichere Anlandungen |
| Segeltour Müritz | Hoch | Segelschein | Wenig sichere Häfen bei Sturm |
Ein entscheidender Faktor, der oft übersehen wird, ist die „Exit-Strategie“. Wie einfach können Sie eine Tour abbrechen, wenn das Wetter umschlägt, die Kräfte nachlassen oder die Ausrüstung versagt? Bei einer Hausboottour gibt es unzählige Marinas und Anleger. Bei einer Seekajaktour auf einer großen Wasserfläche sind sichere Anlandemöglichkeiten rar und bei starkem Wellengang oft unerreichbar. Sicherheitsexperten der DLRG fassen es prägnant zusammen:
Eine Aktivität ist nur so sicher wie ihre einfachste Abbruchmöglichkeit.
– DLRG Sicherheitsexperten, Sicherheitstipps für Wassersport
Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Wählen Sie eine Aktivität, die nicht nur Ihren Wünschen, sondern vor allem Ihren Fähigkeiten und Ihrer Erfahrung entspricht. Steigern Sie sich langsam. Der Respekt vor dem Wasser zeigt sich am deutlichsten in einer realistischen Selbsteinschätzung.
Fragen und Antworten zu Grundlagen der Wasserrettung und Notfallreaktion
Ab welcher Wassertemperatur besteht akute Unterkühlungsgefahr?
Unter 20°C steigt das Risiko deutlich an, unter 15°C besteht akute Gefahr eines Kälteschocks. Entscheidend ist aber nicht nur die Temperatur, sondern auch die Aufenthaltsdauer im Wasser und der Wind.
Wie wirkt sich Wind auf die gefühlte Wassertemperatur aus?
Der Wind-Chill-Effekt beschleunigt den Wärmeverlust des Körpers dramatisch. Nasse Haut kühlt im Wind extrem schnell aus. So kann sich eine Wassertemperatur von 20°C bei starkem Wind schnell wie 15°C oder kälter anfühlen und die Gefahr der Unterkühlung stark erhöhen.
Warum ist zu schnelles Aufwärmen nach Unterkühlung gefährlich?
Bei starker Unterkühlung darf die Person nicht schnell aufgewärmt werden (z.B. durch eine heiße Dusche). Dies kann zum „After-Drop“ (Bergungstod) führen: Das kalte Blut aus den Armen und Beinen strömt zurück zum warmen Körperkern und kann das Herz so stark abkühlen, dass es zum Herzstillstand kommt. Langsames Aufwärmen mit Decken ist die richtige Methode.
Der nächste logische Schritt ist daher nicht, das Wasser zu meiden, sondern sich die Kompetenz anzueignen, es sicher zu genießen. Informieren Sie sich bei Ihrer lokalen DLRG- oder Wasserwacht-Ortsgruppe über die nächsten Termine für einen Rettungsschwimmkurs.